Donnerstag, 25. Februar 2010
Ein Vortrag von Hussein Hamdan
Hier der Bericht über den Vortrag von Hussein Hamdan vom 22. Februar im Matthäus-Alber-Haus in Reutlingen im Rahmen der Reihe "Christen und Muslime im Dialog - vier Begegnungen mit dem Islam" von der Evangelischen Bildung in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.
Es handelt sich im wesentlichen um ein Gedächtnisprotokoll, das auf einigen wenigen Notzien beruht:
Der Vortrag sollte in einem relativ kleinen Raum stattfinden, der jedoch bald bis zum letzten Platz belegt war, so dass Leute sogar entlang der Wände und etwa fünfzehn weitere außerhalb des Raumes im Flur standen. Es wurde jedoch angekündigt, dass bald ein größerer Raum zur Verfügung stehen werde und nach etwa zwanzig Minuten Vortrag gab es eine Pause, nach der man in einen größeren Saal umzog.
Nach einleitenden Worten durch Frieder Leube vom Evangelischen Bildungswerk stellte Hussein Hamdan sich vor: Er ist 31 Jahre alt und kam 1986, als er sieben Jahre alt war, mit seiner Familie als Flüchtling vor dem libanesischen Bürgerkrieg nach Deutschland.
Er studierte Islamwissenschaft und Religionswissenschaft in Tübingen und macht dort gerade seinen Doktor über das Thema Dialog zwischen dem Vatikan und der al-Azhar-Universität.
Er arbeitet in verschiedenen Dialog-Projekte mit, darunter beim amerikanisch-arabischen Dialog im DAI.
Bevor im Rahmen der Islamwissenschaft arabisch gelernt hat, habe er besser deutsch als arabisch gesprochen.
Als er mit seinem Vortrag anfing, breitete sich eine fast andächtige Stille aus, man lauschte.
Er begann seinen Vortrag in dem er auf die vielen Übereinstimmungen zwischen Christentum und Islam hinwies, er betonte aber auch dass es wichtige Unterschiede gebe. Schon bald las ein längeres Stück aus der Sure 19 (Maryam), in dem die Geburt Jesu geschildert werde.
Der Name Jesus komme im Koran sehr oft vor, nämlich 93 mal vor, wobei die Form Jesus Sohn der Maria häufig sei. Der Gott der Muslime sei der gleiche Gott wie der Gott der Bibel.
Was den Islam auszeichne, sei absoluter Monotheismus. Er zitierte den Koranvers 4:171: „Christus Jesus, der Sohn Marias, ist doch nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das Er zu Maria hinüberbrachte, und ein Geist von ihm. So glaubt an Gott und seine Gesandten. Und sagt nicht: Drei.“
Laut Koran wurde Jesus nicht getötet und er starb auch nicht am Kreuz. Hamdan las das entsprechende Stück aus dem Koran vor, wobei er von Jesus im Koran als „Messias“ sprach.
Dann zitierte er Professor Josef van Ess, der sagte, der Islam absurd, vieles müsse man glauben ohne es rational nachvollziehen zu können.
Er zitierte eine Teil von Vers 46 aus Sure 29: „Und streitet mit den Leuten der Schrift nie anders als auf eine möglichst schöne Weise“ worin er einen Dialogauftrag sieht.
Dann ziterte er Sure 49:13: „Ihr Menschen! Wir haben euch geschaffen von einem männlichen und einem weiblichen Wesen und wir haben euch in Völkern und Stämmen geschaffen, damit ihr euch untereinander kennt.“ Er sieht darin einen "internationalen" Dialogauftrag.
Er zitierte des weiteren einen Vers aus Sure 21, in dem eine Einladung an alle miteinander zu reden enthalten sei.
„Kein Zwang in Glauben“, ein koranischer Spruch, sei ein Grundsatz im Islam, wobei tatsächlichen ausgeübter Zwang der in der islamischen Geschichte eine Verletzung der Norm gewesen sei.
Darauf erfolgte ein Zwischenruf aus dem Publikum, dass der Satz „Kein Zwang in Glauben“ niemals ein Grundsatz des islamischen Rechts gewesen sei, worauf Hamdan jedoch nicht einging
Hamdan behauptete weiter, die islamische Eroberung in der Geschichte habe kein System gehabt und die Menschen wurden nicht zwangsbekehrt.
Viele Juden hätten sich freiwillig dem Islam zugewandt. Nicht-muslimische Wissenschaftler hätten dies bestätigt. Die Menschen unter islamischer Herrschaft, die die Dschizya zahlten, waren Schutzbefohlene und man hatte "Schutzverträge" mit ihnen ausgehandelt. Unter diesen Verträgen ging es ihnen gut und sie wurden nicht verfolgt.
Er führte die Zeit unter den Abbasiden seit 750 an, sowie die Zeit in Spanien, wo man Respekt gegenüber Christen gehabt hätte.
Man müsse bei allen Koran-Suren unterscheiden, ob die Sure einen historischen Charakter, einen handlungsweisenden Charakter oder einen ewigen Charakter habe. Das führt er allerdings nicht weiter aus.
Es gebe im Islam den Vorwurf der Fälschung von Thora und Evangelium, wobei aber völlig unklar sei, was das genau bedeute und deshalb würde das auch ganz unterschiedlich gesehen. Er zitierte Sure 61:6.
Er zitierte Sure 9:29, sagte aber, dass man Verse im Zusammenhang sehen muss und dass nicht klar sei, ob dieser Vers nur für eine bestimmte Situation geoffenbart worden sei, oder ob er ewig gültig sei.
Er erwähnte einen „Vertrag von Jerusalem“, der bei der Besetzung Jerusalem im Zuge der frühislamischen Eroberungen geschlossen worden sei und den Schriftbesitzern sehr gute Bedingen gewährt habe.
Er erwähnte die Bedingengen Omars, die aber auf Betreiben der Schriftbesitzer geschlossen worden seinen, wobei diese sich verpflichteten keine neuen Kirchen zu bauen usw. und sich so angeblich selbst die Rechte nahmen. Wieso die Schriftbesitzer solch einen für sie nachteiligen Vertrag abgeschlossen haben, sei völlig unklar.Es habe keine Zwangsbekehrungen gegeben.
Er kam auf den Dialog zwischen dem Kalifen al-Mahdi, dem vierten (sic!) abbasidischen Kalifen, und dem Patriarchen Timotheus aus dem Jahre 781 zu sprechen: hier wurden im Dialog Bibeltexte auf Mohammed interpretiert. Johannes 16, 14 - "Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit." - das Wort für Tröster parakletos wurde von in perikletos, was Gelobter heißt, umgewandelt. Gelobter heiße auf arabisch Ahmad, was das gleiche sei wie Muhammad.
Er sprach noch vom Kalifen Ma'mun, der einen sehr freien Dialog mit Theodor Abu-Qurra geführt habe, was die liberale Atmosphäre zeige. Der Kalif sei so großzügig und tolerant gewesen sei, dass er den Andersgläubigen Geschenke gemacht habe und ihre Meinung akzeptiert habe. Insgesamt wird der Islam als durch und durch tolerant dargestellt.
Während des Teils, in dem er über die Toleranz im Islam sprach, wirkte Hussein Hamdan offensichtlich nervös und räusperte sich ständig.
Als letztes folgte ein Teil, in dem er seine Vorwürfe gegen die Nichtmuslime vortrug. Bei diesem Teil war er sichtlich in seinem Element und brachte seine Argumente flüssig und mit viel Selbstvertrauen vor.
So berichtete er, welch eine Zumutung es gewesen sei, dass er sich ständig von den Attentätern des 11. September habe distanzieren müssen, obwohl er ja nicht da geringste mit diesen zu tun habe.
Auch beklagte er sich, dass er nicht in Kirchen eingeladen worden sei und die Christen somit ihren Teil des Dialog nicht erfüllt hätten.
Die Christen würden ausweichen, wenn die Muslime im Dialog ihnen vorhalten, dass gewalttätige Passagen im Alten Testament vorkommen, indem sie sagen: Das ist das AT wir glauben aber an das Neue Testament.
Die Christen, aber auch die Deutschen, hätten eine schlechte Dialogkultur, weil sie negativgegenüber Muslimen eingestellt seien und Vorurteile hätten.
Der Sinn des Dialogs sei: 1. Sich kennenzulernen, 2. Vorurteile abzubauen, 3. gemeinsam gegen Krieg und Terror zu protestieren, 4. Gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft zu tragen
Hamdan sieht im Vater unser das Äquivalent zur Eröffnungssure "al-Fatiha" im islamischen Glauben. Er berichtete über Vorschläge für ein gemeinsames Gebet zwischen Christen und Muslimen. Die Christen hätten keine Probleme mit der Eröffnungssure. Wenn die Christen jedoch "Vater unser im Himmel“ beten, könnten Muslime dies nicht mitbeten, da "Vater" zu Allah zu sagen, für sie Blasphemie wäre. Man solle aber ein wenig flexibel sein und beten: "Gott unser im Himmel". So sei ein gemeinsames Gebet doch möglich.
Dann folgte die Diskussionsunde: Ein südländisch wirkender Mann, der später sagte, dass er früher selbst einmal Muslim gewesen sei, fragte wie ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden könne, wovon Hamdan ja ständig sprach, wenn im Koran über 200 Mal zum Widerstand und Kampf gegen die Ungläubigen, sprich die Juden und Christen, aufgefordert wird, wenn die Ungläubigen als "Affen und Schweine" betrachtet und gedemütigt werden?
Der Fragesteller sagte weiter: Die al-Fatiha, die mehrmals täglich als Gebet gesprochen wird, beinhalte doch die Ablehnung, ja die Ausschließung der Ungläubigen (Juden und Christen) und dass sie diese Irrenden seien. " Den Pfad derer, denen Du gnädig bist, nicht derer, denen Du zürnst (die Juden), und nicht der Irrenden (die Christen)."
Darüber hinaus sei der Referent, ein Muslim, der beim Ökumenischen Referat in Tübingen, alsso bei der Uni, angestellt sei und dort den christlich-muslimischen Dialog organisiere, aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich gar nichts gewusst.Hamdan habe ständig gesagt: "das ist alles Interpretation, das kann man nicht so sagen, das sind falsche Übersetzungen, das wurde nur für eine bestimmte Zeit geschrieben". Außer, dass er den Christen riet, sie sollen im Dialog offener und toleranter sein und ihren Horizont erweitern, dann gebe es auch Frieden.
Hier kam eine Frage von einen der Mitveranstalter an Hamdan darüber, wie man heilige Schriften interpretiert.
Ein älterer weißhaariger Mann bringt zu der Behauptung, die Christen hätten die Bibel verfälscht folgendes Beispiel: „Wenn Sie einen Rembrandt an der Wand hängen haben, das der Meister selbst gemalt hat, behaupten Sie dann auch, Rembrandt hätte zuerst eine Fälschung angefertigt?“ Wie Hamdan zu seiner Behauptung komme? Hamdan weiß darauf keine Antwort, als dass dies von anderen behauptet wurde.
Ein Fragender weist auf eine Vortrag vom Bassam Tibi mit dem Titel „Selig sind die Belogenen“ und sagt es fehle fast immer die Redlichkeit im Dialog. Es werde meist von muslimischer Seite getäuscht und die christliche lasse sich willig täuschen. Darüber hinaus bemängelt er dass Hussein Hamdan nie sagt von welchen Islam er spreche. Als Student der Islamwissenschaft lerne man bereits in den ersten Semestern, dass es den Islam nicht geben, und man stets angeben müsse von welchem Islam man spreche. Warum Hamdan diesen Grundsatz nicht befolge.
Des weiteren wollte dieser Fragende wissen, warum Hamdan nicht auf islamische Rechtskonzepte Konzepte wie dar al-islam und dar al-harb oder dhimmi und harbi eingegangen sei, da diese ja die Stellung von Nichtmuslime entscheidend prägen, wodurch man keineswegs von Augenhöhe beim Dialog ausgehen könne, wovon Hamdan ja des Öfteren sprach.
Hamdan antwortet darauf, das dies nur ein Einführungsvortrag sei, bei dem man derart komplizierte Dinge nicht ausführen könne.
Zum Schluss stand eine Frau auf und sagte sehr emotional, dass es ihr so weh tue, dass Jesus hier verleugnet und lächerlich gemacht werde. Daraufhin wurde sie regelrecht ausgebuht und beschimpft. Es gab fast Tumulte. Die Frau war mit den Nerven völlig fertig. Nach der Veranstaltung sagt sei in einem privaten Gespräch, sie komme nicht mehr, sie halte das psychisch nicht durch.
Nach Ende der Veranstaltung wurden noch etliche Einzelgespräche geführt. Auf die mehrmalige Frage an Hussein Hamdan, welchen islamischen Hintergrund er genau habe, welcher Islamform er denn angehöre, verweigerte Hamdan konsequent die Antwort. Es sage nur, dass er Muslim sei, mehr sage er nicht, worauf der Fragende sagte, es sähe so aus, als sei er Zwölferschiit, was die Verweigerung verständlich mache, da Taqiyya ja ein wichtiges Glaubensprinzip der Schiiten sei.
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1 Kommentar:
Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website cmreutlingen.blogspot.com Links tauschen
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